Rundgang Kunst am Wegesrand
Meistens gehen wir achtlos an ihnen vorbei. Dennoch gibts bei genauerem Hinsehen interessante Kunstwerke in unserem Viertel zu entdecken.
Hansaplatz - Hansabrunnen
Ab 1873 wurde der Hansaplatz mit gründerzeitlichen Häusern bebaut. Vorher hatten hier die Zimmerer ihren Lagerplatz. Der Brunnen wurde am 10.7.1878 eingeweiht. Er ist 17,2 Meter hoch.
Bildhauer war Engelbert Pfeiffer (1830–1896). Andere Objekte des Bildhauers sind der Vierländerin-Brunnen Hopfenmarkt, Graf Adolf III und Bischof Ansgar auf der Trostbrücke.
Der Hansabrunnen ist aus belgischem Granit, der figürliche Schmuck ist aus Sandstein. Vier historische Persönlichkeiten, die die Stadt Hamburg mitgeprägt haben:
- Kaiser Konstantin der Große (Richtung Steindamm)
- Karl der Große (Richtung Krankenhaus)
- Heiliger Erzbischof Ansgar (Richtung Hauptbahnhof)
- und Graf Adolf III. von Schauenburg und Holstein (Richtung Alster)
Darüber befinden sich die Wappen der Hansestädte Lübeck, Hamburg, Bremen und des Deutschen Reiches. Ganz oben, als krönender Abschluss, ist die so genannte Hansa-Figur.
Heidi Kabel Platz 1 - Heidi Kabel (1914-2010)
Heidi Kabel hat 66 Jahre als Schauspielerin im Ohnsorgtheater gespielt. Die Skulptur wurde hier 2011 aufgestellt, als das Ohnsorgtheater von den Großen Bleichen hierher zog.
Ein Teil des Platzes wurde in Heidi Kabel Platz umbenannt.
Heidi Kabel wirkt wie mitten im Gespräch, eine Hand auf die Hüfte gestützt, mit der anderen gestikulierend. Ihre typische Geste. Es ist eine Bronzeskulptur, lebensgroß (163 cm) von Inka Uzoma (1947–2016). Die Künstlerin gestaltete die Figur im Auftrag des Hamburger Abendblattes.
Verbraucherzentrale, Kirchenallee 22 - Sülzeunruhen von 1919
Ein zerbrochenes Fass mit verfaulten Kadavern von der Fleischwarenfabrik Heil war der Anlass. Die Menschen stürmten die Fabrik und fanden weitere Kadaver von Katzen, Ratten und Hunden. Sie wussten nicht, dass die Fabrik auch Abfälle für die Leimfabriken sammelte. Am Rathausmarkt kam es zur Eskalation. Schüsse fielen, das Rathaus wurde belagert. Reichswehr und Freikorpstruppen marschierten ein. Arbeiter-Funktionäre wurden verhaftet und misshandelt. Plünderer und Heckenschützen wurden erschossen. Es gab 80 Todesopfer. Wikipedia berichtet darüber unter dem Begriff »Sülzeunruhen«.
Künstlerin: Hildegard Schuster wurde 1954 geboren und lebt seit 1959 in Hamburg. Weitere Werke in St. Georg: Helmuth-Hübener-Wandbild im Helmuth-Hübner-Gang und am Gewerkschaftshaus (Repsoldstraße), Streik in der Lauensteinischen Waggonfabrik.
Spadenteich - Kreuzigungsgruppe
Spätgotisches Kunstwerk von ca. 1490. Unbekannter Künstler. Es stand viele Jahrhunderte etwa da, wo es jetzt steht, und bis 1938 auf dem St. Georgs Kirchhof. Es wurde dann im Bunker auf dem Heiligengeistfeld eingelagert und hat den Bombenkrieg damit überstanden. Später kam sie ins Museum für Hamburgische Geschichte und dann wieder zurück. 2004 wurde in einer Kunstgießerei in Düsseldorf ein Abguss geschaffen; er steht jetzt auf dem Vorplatz. Das Original hängt in der Turmkapelle im Altarraum.
Der Abguss ist mit einer Teufelskralle und den Flügeln versehen worden, die im Original nicht mehr erhalten sind. Die Kreuzigungsgruppe war das Ende der Karfreitagsprozession vom damaligen Mariendom in der Innenstadt.
Spadenteich - Schiffsbleche
1986 von Horst Hellinger errichtet (1947 bis 1999).
Die aufgestellten Bleche sollen ein Symbol für das Werftsterben in den 80er Jahren sein. Der Künstler hat diese Originalbleche selbst aus Schiffswracks herausgebrannt. Horst Hellinger war ein moderner, aber auch provokanter Bildhauer. Er hat sich seine Kunstwerke oft von Schrotthaufen oder Abrissstellen gesucht und gefunden.
Wenn der Wind weht, beginnen 24 übermannshohe Bleche (circa 2,50 x 0,80 Meter), leise zu schwanken, wiegen sich sanft im Luftzug.
Allerdings gab es viele Diskussionen um den Aufstellungsort. Die St. Georger waren zum größten Teil überhaupt nicht einverstanden. Erst als die Bleche um 2004 in der Hafencity aufgestellt werden sollten, weil die Kreuzigungsgruppe den Standort beanspruchte, kämpfte man um den Erhalt.
St. Georgs Kirchhof - Namen und Steine
Sie sind ein Erinnerungsprojekt. 1994 von Tom Fecht (geb. 1954) – ein deutscher Verleger, Autor und Künstler – vor dem Eingang der Kirche geschaffen. Die Dreieinigkeitskirche engagiert sich intensiv in vielen sozialen Projekten im Stadtteil, unter anderem seit Anfang der 90er Jahre für die AIDS- Hilfe.
Tom Fecht hat sich stark für die AIDS- Hilfe engagiert und 40 temporäre und feste Installationen geschaffen zum Andenken an die an AIDS Verstorbenen und HIV infizierten Menschen. Diese Installation gibt es in 26 Städten mit mehr als 2.300 Namenssteinen.
Jeden letzten Sonntag im Monat wird um 18 Uhr ein AIDS- Gottesdienst gefeiert. Regelmäßig werden auf dieses Mahnmal Blumen gelegt.
St. Georgskirchhof, Innenhof zur Kirche - Heiliger Kämpfer
Die Skulptur zeigt den Kampf des Heiligen St. Georgs gegen den Drachen, der das Böse, Unheimliche verkörpert, das durch den Glauben an Christus besiegt wird. Georg stirbt den Märtyrertod in der Zeit der Christenverfolgung und wurde heiliggesprochen. Er wurde zum Schutzpatron der Kreuz- und Seefahrer. In Deutschland wurde er zum Beschützer der Pest- und Leprakranken sowie der Aussätzigen.
1959 vom Bildhauer Gerhard Marcks (1889-1981) aufgestellt.
Gerhard Marcks war ein autodidaktischer Bildhauer und Grafiker aus dem Umfeld der Berliner Secession. Er war mehrere Jahre am Bauhaus/Weimar tägig. Während der NS-Zeit waren seine Werke verboten. In Hamburg gibt es von ihm auf dem Ohlsdorfer Friedhof: Charons Nachen (1951) beim Mahnmal für die Bombenopfer und Prophet und Genius (1961).
Spadenteich 1 (Eingang Max & Consorten) - Stahlrelief Aalweber (seit 2011)
Bürgerlich Johann Jürgen Weber oder Karl Weber (1780–1855), der als Hamburger Original gilt. Weber war eigentlich Bürstenbinder, der vormittags in Hamburg als Straßenverkäufer mit einer Karre umherzog und seine Bürsten verkaufte. Nachmittags und am Abend ging er durch die Straßen und Kneipen um geräucherte Aale zu verkaufen. Er war bekannt für seine originellen Verkaufssprüche.
Er war mit einer weißen Hose und roter Weste bekleidet. Darüber trug er eine offene Jacke und auf dem Kopf hatte er einen auffälligen Filzhut. An Kleidung und Hut befestigte er Blumen. Beim Lämmermarkt und dem Waisengrün, Hamburger Volksfeste, verkaufte er die Aale aus einer Bude heraus. Initiator und Stifter: Dieter Grohs (auch für die Skulpturen Störtebecker und Zitronenjette).
Lange Reihe 39 - Drachentöter
Aufgestellt 1859. Künstler: Ernst Gottfried Vivié (1823–1902). Ein deutscher Bildhauer, der aus einer Hugenottenfamilie stammt. Er war Zeichenlehrer in der Modellierklasse der Gewerbeschule, die sich im Gebäude des Museums für Kunst und Gewerbe befand. In Hamburg sind seine Werke in der Kunsthalle und in verschiedenen Hamburger Kirchen vertreten.
Material der Skulptur ist Zink, das mit Gold überzogen wurde. Zink ist sehr säureempfindlich (Abgase). Deshalb wurde das Original im Eingang des Hauses aufgestellt und eine Nachbildung für die Außenfassade hergestellt.
Lange Reihe 39 - Bleiglasfenster mit Ritter St. Georg
Das Bleiglasfenster wurde um 1890 von A. Lüthi (Zürich-Frankfurt) für den geplanten Neubau einer Kirche in der Nähe von Freiburg entworfen. Da der Bau nicht realisiert wurde, kam das Bild nach Hamburg. Während des zweiten Weltkrieges wurde das Bild gesichert (eingemauert) und es überstand den Krieg ohne Beschädigung. Nach der Restaurierung (1980/82) wurde das Bild wieder in das Gebäude eingebaut.
Auf dem Bleiglasfenster geht der Ritter St. Georg den Soldaten des Mittelalters im Kampf voran. Johann Albert Lüthi (1858–1903 in Frankfurt) war ein Schweizer Glasmaler, der auch als Architekt tätig war. Er hat vor allem in der Schweiz viele Glasfenster gestaltet.
Schmilinskystr. 6 - Relief Carl-von-Ossietzky
Der Friedensnobelpreisträger lebte hier in einem Hinter-Haus von 1913–1916 mit Mutter und Stiefvater. Er starb 1938 in Berlin an den Folgen langjähriger KZ-Haft. Ab Mai 1927 leitete er die »Weltbühne«, die ein Forum der radikaldemokratischen bürgerlichen Linken war. Sie wurde nach dem Reichstagsbrand im Februar 1933 von den Nationalsozialisten verboten. Er wurde 1933 verhaftet, schwer misshandelt und kam dann 1934 ins KZ Papenburg-Esterwegen. Am 23. November 1935 erhält Carl-von-Ossietzky den Friedensnobelpreis.
Geschaffen von der Bildhauerin Ricarda Wyrwol (geb. 1962), wurde das Relief auf Initiative des Einwohnervereins St. Georg dort 1994 angebracht. Die Bildhauerin arbeitet in St. Georg. Besonders im kirchlichen Bereich hat sie verschiedene Arbeiten in Hamburg geschaffen.
Danziger Str. 60 - Bischof Ansgar
Ansgar von Bremen (801–865 in Bremen) war 1. Bischof von Hamburg und Bremen. Er wurde 834 aus dem Kloster Corvey nach Norddeutschland gesandt. Er sollte in der Hammaburg, einem kleinen Handelspunkt an der Elbe, einen Missionsstützpunkt errichten. Er ließ eine hölzerne Kirche bauen, die der Gottesmutter Maria geweiht wurde. Die erste Marienkirche in Hamburg. Das Denkmal des Heiligen Ansgar auf dem Domplatz wurde vor dem Katholikentag 2000 in Hamburg aufgestellt.
Die Eisenstatue des Mainzer Künstlers Karlheinz Oswald (geb. 1958) ist ein Geschenk des Bistums Mainz an das Erzbistum Hamburg. Oswald hat bei der Gestaltung auf alles Triumphale und Verklärende verzichtet. Sein Ansgar in Mönchskutte ist das »Bild eines Glaubenden«.
Danziger Str. 60 - Papst Johannes Paul II
Die Bronzeplastik des Künstlers Jozek Nowak ist im April 2007 auf Initiative und mit Spenden der Polnischen Katholischen Gemeinde eingeweiht worden. Die etwa 2 Meter hohe und 400 Kilo schwere Statue soll auch ein Symbol der deutsch-polnischen Verständigung sein. Sie wurde 2014 von der Ansgarkapelle aus feuerpolizeilichen Gründen neben den Domherrenfriedhof verlegt.
Papst Johannes hat 1995 dafür gesorgt, dass Hamburg Sitz des Erzbistums wurde. Der Künstler Jozek Nowak wurde 1962 in Polen geboren und verwendet viel Naturmaterial. Er arbeitet ausschließlich im Freien.
Stiftstr. 1 - Am Friedensstein
Gestaltet von der Gruppe »Kontakt Kunst Hans Kalkmann«.
1978 wurde der Stein, 18 Tonnen schwer, beim Bau einer Tiefgarage hinter der Rostocker Straße entdeckt. Das geologische Landesamt schätzt das Alter des Steins auf 1 Milliarde Jahre. 1983 hatte die SAGA die Gruppe »Kontakt Kunst« beauftragt, die vorwiegend am Ort des Objektes unter einem Zelt arbeitete und nach künstlerischen Lösungen gemeinsam mit Nachbarn und Passanten suchte – als offene Kunstwerkstatt mit Moritz Bormann, Hans Kalkmann und dem Schmied Christian Neukirch.
In einem Gästebuch wurden viele Gedanken beschrieben, die dann als Reliefs umgesetzt wurden. Das Wort »Fühlen« zum Beispiel in Brailleschrift, das aus einer Blüte heraustritt, da ein blinder Bewohner des Hauses Nr. 8 täglich durch das Zelt zur Arbeit ging. Andere Wörter sind, den Frieden umschreibend, eingefügt.
Ein Fluss kam ins Spiel, weil St. Georg ein Stadtteil an der Alster ist und durch den Friedensgedanken der 1980er Jahre wurde die Taube an das Ende des Flusses gesetzt.
Lohmühlenpark (hinter dem Spielhaus) - Dolomitsäule
Seit 2006 steht im Park eine Steinskulptur des Bildhauers Klaus Becker. Diese Skulptur stellt eine Bewegung und einen Rhythmus dar, die im Lohmühlenpark erkennbar sind. Einmal durch die hügelige Landschaft und zweitens durch die Menschen, die hier im Park spielen, sich ausruhen und vergnügen.
Die Säule ist fast drei Meter hoch und aus graugrünem Kalkstein, dem sogenannten Anröchter Dolomit.
Klaus Becker wurde 1956 in Hamburg geboren.
Die Skulptur wurde von Karl-Heinz Ramke, einem Bürger St. Georgs, gestiftet.